Seit Mai 2013 in der Lützowstrasse 73, 10785 Berlin!Öffnungszeiten:tägl. außer Di14 bis 18 UhrSa bis 19 Uhr
Propststraße 11NikolaiviertelMontag - Samstag 11.00 bis 18.00 Uhr, Sonntag von 13.00 bis 18.00 Uhr
Hultschiner Damm 333, 12623 Berlin Öffnungszeiten des Museums: Mittwoch und Sonntag 10-18 Uhr Führungen auch nach Vereinbarung
Der ursprünglich aus Berlin und einer jüdischen Familie stammende Fotograf Helmut Newton, der 1938 das nationalsozialistische Deutschland verließ, starb 2004 in Los Angeles an den Folgen eines Verkehrsunfalls im Alter von 83 Jahren. Nur drei Monate vor seinem Tod gründete er noch die „Helmut Newton Stiftung", die Ausstellungen mit seinen Arbeiten und den Arbeiten seiner Frau June organisiert. Und schon 2003 hatte er der Stiftung Preußischer Kulturbesitz sein Werk vermacht, die es in Kooperation mit der Helmut Newton Stiftung im Berliner Museum für Fotografie in der Jebsenstraße hinter dem Bahnhof Zoo regelmäßig in immer neuen Facetten und Zusammenstellungen aufbereitet und der Öffentlichkeit präsentiert.Die Ausstellung 'Helmut Newton. Legacy' sollte ursprünglich schon 2020 zu seinem 100. Geburtstag gezeigt werden, wurde aber wegen der Pandemie um ein Jahr verschoben. Nun zeichnet sie das Leben und das visuelle „Vermächtnis" - englisch: „Legacy" - des gebürtigen Berliners in chronologischer Reihenfolge nach:„Mit etwa 300 Werken, von denen die Hälfte zum ersten Mal gezeigt wird, präsentiert der Stiftungskurator Matthias Harder unbekanntere Aspekte aus Newtons Werk, darunter vor allem seine ungewöhnlichen Modefotografien der unterschiedlichen Dekaden, die den sich wandelnden Zeitgeist widerspiegeln. Abgerundet wird die Präsentation durch Polaroids und Kontaktbögen, mit denen man in der Ausstellung der Entstehung berühmter Motive nachspüren kann, sowie Sonderveröffentlichungen, Archivalien und Zitate des Fotografen. Neben zahlreicher Bildikonen von Helmut Newton hält die Retrospektive auch manche Überraschungen für die Besucher*innen bereit." (Ausstellungstext)Harder will mit dieser Schau vor allem Newton als große kontroverse Figur herausarbeiten, die die Zeitgenossen sowohl faszinierte wie provozierte. Schon in den 50er Jahren begann seine Zusammenarbeit mit der Vogue, seine dort und in anderen Magazinen publizierte Modefotografie entfaltete einen großen Einfluß, insbesondere auch durch die Art seines visuellen Storytellings in einzelnen Bildern oder ganzen Bilderserien:„Newton entwickelte seine spezielle Ästhetik zu unverkennbarer Originalität. Viele Arbeiten und Porträts drehen sich um die Welt von Geldadel, Jetset, Glamour und Schmuck. Sich selbst bezeichnete der Fotograf als "professionellen Voyeur". Seine oft als nur Objekte kritisierten Motive sind aber eben auch Handelnde. Newton dazu: "Ich fotografiere gern Frauen, denen man ansieht, dass sie etwas vom Leben wissen." Die von Newton dargestellte Sexualität etwa wirkt schon in sehr frühen Jahren von den Frauen selbstbestimmt." (Süddeutsche.de)Seine Aktfotografie war umstritten, nicht nur aber vor allem bei feministischen Autorinnen, was durchaus einen paradoxen Aspekt enthielt, da seine bekanntesten Arbeiten auf diesem Gebiet, die „Big Nudes" großformatiger nackter Frauen, besonders starke, besonders selbstbewußte und besonders dominant wirkende Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts abbildeten. Die Ausstellung zeigt dabei auch Varianten des gleichen Motivs, in denen Frauen in gleicher Pose einmal nackt und einmal mit aktueller Mode dargestellt werden:„So testete Newton immer wieder gesellschaftlich-moralische Grenzen aus und definierte sie mitunter neu; er verstörte und verzauberte die Menschen mit seinen Visionen und Visualisierungen von Mode und Weiblichkeit – und das bis zu seinem Lebensende. Wohl kein Fotograf wurde häufiger publiziert als Helmut Newton. Heute sind viele seiner ikonischen Bilder Bestandteil unseres kollektiven Bildgedächtnisses. Doch nach einer intensiven Recherche im Stiftungsarchiv kommen nun vergessene, überraschende Fotografien ans Licht." (Ausstellungstext)In einem eigenen Raum sind außerdem die Arbeiten von Alice Springs ausgestellt, das ist das Pseudonym seiner Frau June Newton, mit der er seit seiner Heirat 1948 auch beruflich eng zusammenarbeitete. Die geborene Australierin starb erst im April 2021. Im Taschenverlag ist schließlich ein 400 Seiten starker Bildband zur Ausstellung erschienen, in dem auch zahlreiche Freunde und Wegbegleiter zu Wort kommen. „I am not an artist, I am a photographer!" sagte Newton einmal, er sei kein Künstler sondern nur ein Fotograf, wobei dieses berühmte Zitat auf der Rückseite dieses Bildbandes abgedruckt ist:„Und wer das Buch „Helmut Newton. Legacy" durchblättert (...) wird darin durchaus eine Kunst entdecken. Die Kunst nämlich, Modebilder zu machen, Modemedien zu bedienen, Mode zu zeigen, ohne im allzu Modischen, im also Vergänglichen zu landen." (Berliner Zeitung)UPDATE: Die Ausstellung 'Helmut Newton. Legacy' wurde bis zum 22. Mai verlängert, danach sei auf diesen Bildband verwiesen. Ab dem 3. Juni und dann bis zum 20. November 2022 läuft im Museum für Fotografie dann die Gruppenausstellung 'Hollywood', in der neben Arbeiten von Helmut Newton Werke von Eve Arnold, Anton Corbijn, Philip-Lorca diCorcia, Michael Dressel, George Hoyningen-Huene, Jens Liebchen, Ruth Harriet Louise, Inge Morath, Steve Schapiro, Julius Shulman, Alice Springs und Larry Sultan gezeigt werden: „In Vitrinen werden zusätzlich Fotografien von George Hurrell sowie Publikationen von Annie Leibovitz und Ed Ruscha präsentiert." (Ausstellungstext)Schließlich sei auch noch auf die Dauerausstellung "Helmut Newton's Private Property" empfohlen: „Die Helmut Newton Foundation zeigt auf den beiden unteren Etagen des Gebäudes die seit Jahren erfolgreiche Dauerpräsentation "Helmut Newton's Private Property" und Ausstellungen zum Werk Helmut Newtons, seiner Frau Alice Springs und seiner Weggefährten: von "Helmut Newton: Sex and Landscapes" über "Newton, Nachtwey, Lachapelle: Men, War & Peace" bis zu "Pigozzi and the Paparazzi" und "Helmut Newton Polaroids"." (Ausstellungstext) Zu sehen sind dort u.a. auch Newtons Kameras, seine private Foto- und Kunstsammlung, Ausstellungsplakate und vieles weitere mehr.Jebsenstrasse 2, 10623 Berlin. Di-So 11-19 Uhr, Do bis 20 Uhr. Eintritt 10 Euro, ermässigt 5.
Vorbemerkung: Die große und von der Kritik gefeierte Ausstellung 'Dekadenz und dunkle Träume' über den Belgischen Symbolismus in der Alten Nationalgalerie sollte ursprünglich vom 18. September 2020 bis zum 17. Januar 2021 laufen. Aufgrund der coronabedingten Museumsschließungen war sie leider nur einige Wochen für das Publikum zugänglich. Eine Verlängerung bzw. Wiedereröffnung nach Aufhebung des Lockdowns war zwar nicht möglich, da alle Bilder längst den Leihgebern zurückgegeben worden waren, es gibt aber weiterhin verschiedene Lectures auf YouTube bzw. vor allem auch ein längeres Video einer virtuellen Führung, in der Ralph Gleis, der Leiter der Alten Nationalgalerie, in die Ausstellung einführt und ausgewählte Bilder näher vorstellt!„Der lustvolle Blick in den Abgrund, der übersteigerte Ästhetizismus einer übersättigten Gesellschaft, die sich zugleich in der Krise wähnte, der morbide Reiz zwischen Thanatos und Eros dies sind Themenfelder in der Kunst, die Ende des 19. Jahrhunderts insbesondere im belgischen Symbolismus ihren Ausdruck fanden." (Ausstellungstext)Der Symbolismus war eine neue Kunstströmung ab den 1880er Jahren, der sich im Gegensatz zu Naturalismus und Impressionismus von den Reizen der Oberfläche und des Sichtbaren abwendete, um dunkle Abgründe, Sinnlichkeit, Irrationalismus, Magie oder allgemein die vielfältigen inneren Landschaften der Seele zu ergründen und bildlich darzustellen: „Der Symbolismus enthält hierin bereits vielfach eine künstlerische Vorwegnahme der Traumdeutung von Freud, dessen gleichnamige Studie 1899 erschien." (Ausstellungstext)Belgien und die Hauptstadt Brüssel wurden neben Frankreich und Deutschland zu einem zentralen Kraftfeld dieser Bewegung, zum einen, weil hier verschiedene Literaten wie Maurice Maeterlinck und Georges Rodenbach lebten, die mit ihren Werken entscheidende geistige Impulse gegeben hatten. Zum anderen war Brüssel generell eine Drehscheibe des internationalen Kunstbetriebs und Verbindungsglied zwischen England und dem Kontinent. Zentrale Motive des belgischen Symbolismus sind die Dekadenz, die Morbidität, Vergänglichkeit oder das Dämonische aber auch das Esoterische, die Mystik, die Erotik, Wollust oder die Femme fatale. Zentrale belgische Künstler, deren Werke in der Ausstellung gezeigt wurden, waren etwa James Ensor, Fernand Khnopff, Théo van Rysselberghe, Felicien Rops, Jean Delvill, Leon Spilliaert, Xavier Mellery oder Georges Lebrun. Die Ausstellung stellte deren eher wenig bekannte Arbeiten und die damit verbundenen künstlerischen Positionen einem breiteren Publikum vor und stellte sie Werken - teils aus hauseigenen Beständen - des Europäischen Symbolismus gegenüber, wie er sich etwa in den Bildern oder Skulpturen von Gustave Moreau, Arnold Böcklin, Max Klinger, Gustav Klimt oder Edvard Munch niedergeschlagen hat. Zu sehen waren insgesamt rund 200 Einzelstücke in 13 Kapiteln. Ein großformatiger Ausstellungskatalog mit 336 Seiten ist weiterhin für 45,00 Euro im Museumsshop erhältlich:„Wahnhaft, übertrieben, elegisch, psychologisierend – auf den belgischen Symbolismus trifft vieles zu. Vor allem ist es fantastische Malerei. Mit jedem Ausstellungskapitel steigt der Besucher tiefer ein, bis er im kleinen Kabinett vor einer Reihe Interieur-Bildern steht." (Tagesspiegel)PS: Mit Klick auf den Titel gelangt man zunächst in den KitKat-Pressespiegel zu einem Artikel über eine Arte-Dokumentation zum Phänomen der Dekadenz, der Link zu dieser Sendung wurde angepasst und führt nun zu YouTube. Es folgen die Ausstellungsbesprechung des Tagesspiegel und ein Link zur Ausstellungshomepage. Dort in der rechten Spalte unter der Überschrift „Weiterführende Links" findet man den Verweis auf die eingangs erwähnte virtuelle Führung durch die Ausstellung. Schließlich findet man noch drei Links zu YouTube mit drei virtuellen Lectures über den belgischen Symbolismus zu den Themen 'Traum und Wirklichkeit', 'Die symbolistische Landschaft' und 'Lust und Vergänglichkeit'.
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