von Christoph Brandhurst & Bianca KrauseVerlag Schwarzkopf & SchwarzkopfHomepage von Christoph Brandhurst:www.christoph-brandhurst.de
von Christoph BrandhurstVerlag Schwarzkopf & SchwarzkopfExtrem! und Extrem!2 sind bei Amazon leider nicht mehr erhältlich, vielleicht einfach an den Verlag schreiben ... oder den Autor kontaktieren: www.christoph-brandhurst.de
von Kathrin Passig & Ira StrübelVerlag RowohltHandbuch für Sadomasochisten und solche, die es werden wollen ...
von Matthias T.J.GrimmeCharon Verlag
Matthias T.J.GrimmeCharon Verlag
Literatur
Autoren
Im Oktober 2020 ist das großformatige Taschenbuch über die Clubszenen in zehn exemplarischen Städten Europas und Afrikas erschienen, die die große Vielfalt der globalen Clubkultur widerspiegeln. "Ten Cities – Clubbing in Nairobi, Cairo, Kiew, Johannesburg, Neapel, Berlin, Luanda, Lagos, Bristol, Lisbon" umfasst dabei außerdem einen Zeitraum von 60 Jahren und gewährt so auch einen Einblick in die geschichtliche Entwicklung der lokalen Musik-, Ausgeh- und Feierkulturen:„Das Bild des seinen Plattenkoffer über internationale Non-Places ziehenden DJs, der rund um den Globus in Clubs auflegt, ist ein Stereotyp unserer Zeit. Clubkulturen haben eine reiche lokale Historie und sie sind zugleich geografisch viel differenzierter, als in der Geschichte von der nordatlantischen Achse Detroit–Chicago–Manchester–Berlin bislang erzählt wurde. Dieses Buch erweitert den Fokus. Es berichtet von zehn Club-Hauptstädten in Afrika und Europa, sowohl von prominenten als auch von vermeintlich peripheren Szenen." (Verlagstext)Zu jeder Stadt gibt es zwei Essays, ergänzt um eine Fotostrecke, die sich schwerpunktmäßig je mit dem musikalischen und dem gesellschaftspolitischen Kontext beschäftigen und die die Unterschiede zwischen den verschiedenen lokalen Traditionen und Subkulturen aber auch die tieferen Gemeinsamkeiten herausarbeiten, die mit Stichworten wie „Labore des Andersseins", „Sehnsucht nach Gemeinschaft", „Überwindung von Herkunftsgrenzen" oder „Experimente für neue Lebensformen" beschrieben werden. Das Buch entstand aus einem gleichnamigen Projekt des Goethe-Instituts, das musikalische Begegnungen anfänglich nur zwischen Berlin und Nairobi initiierte, was im Laufe der Jahre immer mehr auf andere Städte ausgeweitet wurde. Mit dem Klick auf den Titel gelangt man dementsprechend zunächst zu einem taz-Artikel im KitKat-Pressespiegel schon von Mai 2013, der über dieses Projekt und die damalige Clubkultur in Cairo berichtete. Dort wurden nun noch der Link zur Besprechung des „Anti-Hochglanz-Wälzers" im Monopol-Magazin von Dezember 2020, ein Link zu Amazon und ein Link zu einer Compilation-CD hinzugefügt, die die Musik von 50 Produzenten aus den zehn Städten versammelt. Auch als Trippel-Vinyl erhältlich. Spector Books OHG, 560 Seiten, großformatiges Taschenbuch, in englischer Sprache, 40,00 Euro.Hier auch noch einige weitere Bücher zum Themenfeld Clubkultur/Feiern/Ekstase, die bereits auf der Kulturseite oben in der rechten Spalte in den letzten Jahren als Kurzbesprechungen erschienen sind. Die Links zu den jeweiligen Einträgen im KitKat-Pressespiegel wurden jetzt alle noch beim obigen Eintrag über die 'Ten Cities' ergänzt:EKSTASE - ECSTASY: IN KUNST, MUSIK UND TANZVon religiösen Riten und klassischen Gemälden über Jazz-, Rock- und Popkultur der vergangenen Jahrzehnte, Drogenräusche und Sportbegeisterung bis hin zu zeitgenössischer Performance-, Konzept- und Videokunst lieferte eine große Ausstellung im Kunstmuseum Stuttgart 2018/2019 einen breiten Überblick zu spirituellen, politischen, psychologischen, sozialen, sexuellen und ästhetischen Aspekten der ekstatischen Grenzerfahrung, „zwischen Askese und Exzess":„Ekstase ist eines der ältesten und zugleich erstaunlichsten Phänomene europäischer wie außereuropäischer Kulturen. Ursprünglich im rituell-religiösen Kontext geprägt, wurde die ekstatische Grenzerfahrung begrifflich erstmals in der Antike erfasst. Seither ist sie ein fester Bestandteil westlicher Gesellschaftstheorien. Dabei veränderte und erweiterte sich die Definition und Bewertung kontinuierlich." (Ausstellungstext)Der im Prestel-Verlag erschienene und seit Anfang Februar 2019 auch im Buchhandel erhältliche umfangreiche Katalog zur Ausstellung „dürfte bald als Standardwerk gelten"! Zweisprachig, englisch-deutsch, 288 Seiten, 45,00 Euro.NIGHT FEVER: DESIGN UND CLUBKULTUR 1960 - HEUTEEine Ausstellung im Vitra Design Museum in Weil am Rhein widmete sich bis Anfang September 2018 der Geschichte der Clubkultur von den 60er Jahren bis in die Gegenwart. Der Schwerpunkt lag dabei auf den gestalterischen Aspekten der Clubs, von der Architektur der Gebäude über die Innenarchitektur bis hin zu multimedialen Aspekten. Dabei wurden prägnante Beispiele aus der gesamten westlichen Welt dargestellt und analysiert:„Dazu unterstreicht eine ausgewählte Sammlung von Plattencovern, darunter Peter Savilles Designs für Factory Records oder Grace Jones' programmatisches Albumcover »Nightclubbing«, die wichtigen Zusammenhänge von Musik und Design in der Clubkultur von 1960 bis heute. Auch dieser Teil der Ausstellung zeigt, dass Nachtclubs viel mehr sind als vier Wände und ein Dach: Sie schaffen Räume für intensive und multimediale Erfahrungen, die bis heute in keiner anderen Umgebung erlebt werden können." (Ausstellungstext)Zu dieser Ausstellung ist bereits im Frühjahr 2018 auch ein großformatiger Begleitband erschienen, „reich illustriert mit Abbildungen von Clubinterieurs, Plakaten, Flyern, Protagonisten des Nachtlebens und deren Mode", 400 Seiten, 59,90 Euro.FRANZ JOSEF WETZ: EXZESSE - WER TANZT, TÖTET NICHT„Franz Josef Wetz geht von der Beobachtung aus, dass Menschen auch in modernen Gesellschaften exzessives Verhalten an den Tag legen. Obwohl solche Verhaltensweisen sozial geächtet sind, ihnen mit pädagogischen Maßnahmen und Strafandrohung begegnet wird, lassen sich die „dionysischen Energien" nur bedingt eindämmen. So stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvoll ist, den Menschen einen sozialverträglichen Weg zurück „in den Urwald ihrer sonst gebändigten Begierden " zu ermöglichen und dies zu kultivieren (Fest, Sex, Musik, Sport usw.)." (Verlagstext) Oktober 2016 als Taschenbuch im Alibri-Verlag erschienen, 261 Seiten, 18,00 Euro.WESTBAM: DIE MACHT DER NACHT„Der Techno-Pionier Westbam veröffentlicht zu seinem 50. Geburtstag seine Lebenserinnerungen. Das Buch „Die Macht der Nacht" ist nicht auf Berlin fixiert, sondern erzählt, wie ein besonderer Sound in einer besonderen historischen Situation eine ganze Generation geprägt hat." (Berliner Zeitung) „Die Macht der Nacht" ist Anfang März 2015 erschienen, hat 320 Seiten und kostet 18,00 Euro. Unabhängig wie man zur Person und zum musikalischen Schaffen des Autors steht, liefert das Buch auf jeden Fall viele interessante Einblicke zur Entstehung und Entwicklung der deutschen Techno-Szene. Der Link führt zunächst in den KitKat-Pressespiegel, der zwei ausführliche Buchbesprechungen und ein Interview mit DJ Westbam anbietet.NACHTLEBEN BERLIN"Die Zeit scheint gerade gut für Bücher mit Erinnerungen an die Partykultur. Mit "Nachtleben Berlin" wird noch einmal opulent nachgelegt." Der taz-Artikel 'Das Feiern auf Papier' von Oktober 2013 lieferte anlässlich des Erscheinens von "Nachtleben Berlin" einen kleinen Überblick über verschiedene in der damaligen Zeit erschienene Bücher zur Berliner Partykultur wie z.B. "Der Klang der Familie" oder "Die ersten Tage von Berlin", die beide in unterschiedlicher Weise die Entstehung der Berliner Technoszene nach der Wende nachzeichnen, und ordnete dies in einen größeren Kontext zur Erforschung der Clubgeschichte bzw. der Historisierung der modernen Tanzmusik ein. Das Buch "Nachtleben Berlin" dokumentiert dabei die Entwicklung des Berliner Nachtlebens von 1974 bis in die Gegenwart (von 2013), von Subkultur bis Mainstream, sowohl von West- als auch von Ost-Berlin, inklusive zahlreicher unveröffentlichter Fotos. Oktober 2013 im Metrolit-Verlag erschienen, 312 Seiten, nur noch antiquarisch erhältlich, über 100 Euro.Zu viel Dokumentation schade aber der Party, schreibt der taz-Autor gegen Ende seiner Sammelbesprechung, und warnt: "Westentaschen-Pop-Archivare, die ihre Tage damit verbringen, rare Ron-Hardy-Remixe aus dem Internet herunterzuladen, historische Gigs von Daniele Baldelli bei YouTube nachzuholen oder Bücher wie die erwähnten zu lesen, tanzen nicht."
Im August 2019 wurde das 50jährige Jubiläum des Woodstock-Festivals gefeiert, das durch den Mammutfilm und ein Dreifachalbum den Mythos der Jugend- und Undergroundkultur der 60er Jahre für die Nachwelt konservierte und medial multiplizierte. Der „summer of love" als erster euphorischer Höhepunkt der Hippiebewegung war zum Zeitpunkt des Festivals schon fast zwei Jahre tot, offiziell zu Grabe getragen im Oktober 1967, wobei der zur Hymne gewordene Song von Scott McKenzie 'San Francisco' aus dem gleichen Jahr die Stimmung und den Spirit der Flower Power-Bewegung idealtypisch formulierte:„If you're going to San Francisco, be sure to wear some flowers in your hair. If you come to San Francisco, Summertime will be a love-in there."Im Herbst 2019 lief im Berliner PalaisPopulaire die Ausstellung 'summer of love - art, fashion and rockn'roll' über diese prägende Phase der Hippiebewegung im San Francisco des Sommers 1967, als hunderttausende junger Menschen in die Stadt an der Westküste der USA pilgerten, um vor dem Hintergrund des Vietnamkriegs und einer verkrusteten, konservativen Gesellschaft ein alternatives und friedlicheres Lebensgefühl zum Ausdruck zu bringen. Zu sehen waren dort über 150 Objekte und Dokumente aus jener Zeit wie z.B. Plattencover, rare Fotographien, zeitgenössische Konzertplakate, psychedelic Art oder typische Kleidungsstücke der Hippie-Mode, wobei die Ausstellung auch versuchte, Kontinuitäten und Verbindungen zur Gegenwart aufzuzeigen:„Eigens für diesen Anlass wurde die Light Show von Bill Ham rekonstruiert, mit denen Konzerte von Bands wie Jefferson Airplane oder Grateful Dead zu multimedialen, multisensorischen Events wurden - an die später auch Rave und Techno anknüpften. Die Ideale des „Summer of Love" sind wieder aktuell. Sie vermitteln einen utopischen Aufbruchsgeist – gerade für eine junge Generation, die über ihre Zukunft selbst bestimmen will und sich mit Protestaktionen und Streiks für Gewaltlosigkeit, soziale Gerechtigkeit, ökologisches Bewusstsein und ein neues Gemeinschaftsgefühl einsetzt." (Ausstellungstext)Das unaufhörliche „Reframing" prägender vergangener Ereignisse, kultureller Muster oder sozialer und geistiger Bewegungen durch spätere oder aktuelle Generationen - also die kontinuierliche inhaltliche oder formale Bezugnahme auf die Vergangenheit als ständige Bearbeitung, Interpretation, Ergänzung, Umdeutung, Kritik, Abgrenzung oder Wiederbelebung einstiger Ideale und Utopien oder ihrer kreativen Ausdrucksformen - hält den kulturellen Schaffensprozeß und den sozialen Wandel in Gang. Dabei tendiert jede Gegenwart dazu, wenngleich auch meist vorschnell, einseitig und projektiv, die Deutungshoheit über die Vergangenheit zu erlangen, wie beispielsweise gerade die Geschichte der Religionen jede Menge Anschauungsmaterial für diesen kollektiven Umdeutungsprozeß liefert, wenn ältere religiöse Bräuche, Glaubensvorstellungen, Kultstätten, Tempel, heilige Schriften, Feiertage oder Rituale umgewidmet und in die neue dominierende Heilslehre eingegliedert werden.Ein prägnantes Beispiel für dieses kontinuierliche Reframing lieferte auch die mysteriöse „fliegende Kuh" im KitKat-Gästebuch, als sie im August 2019 zum Woodstock-Jubiläum den Festivalauftritt von Jefferson Airplane zu „Somebody to Love" verlinkte und gleichzeitig einen Technoremix des Song darunter setzte, wie er auch heute in den entsprechenden Clubs gespielt werden könnte (wenn auch nicht in der Version, die regelmäßig z.B. im KitKat zu hören ist). Eine schnelle YouTube-Recherche zeigt, daß ganz unterschiedliche moderne Fassungen des Klassikers existieren, wobei die variierende Umdeutung oder Überschreibung alter Inhalte, Rhythmen und Melodien einerseits dazu dient, das überzeitliche, unveränderliche und allgemeine, das gleiche im verschiedenen, zu bewahren und weiterzutragen und doch die formalen, also hier: die musikalischen, Ausdrucksformen dem Geschmack der Zeit, dem aktuellen Lebensgefühl und veränderten Lebensumständen oder neuen Herausforderungen anzupassen. Die tiefere inhaltliche Botschaft z.B. über die Kraft der Liebe angesichts zunehmender Verzweiflung bleibt aber tatsächlich zeitlos:„Wenn sich die Wahrheit als Lüge herausstellt und alle Freude in dir erstirbt: Willst du dann nicht jemanden, den du lieben kannst? Brauchst du dann nicht jemanden, den du lieben kannst? Wouldn't you love somebody to love? You better find somebody to love!"Was es vor diesem ganzen Hintergrund dann bedeutet, daß eine Ausstellung über die einstige Underground- und Gegenkultur ausgerechnet in einem Kulturzentrum stattfand, das von der Deutschen Bank gegründet und gesponsert wurde, darf jeder für sich selbst beantworten. Ist es der späte und nachträgliche Versuch, die subversiven und auch kapitalismuskritischen Ideale der Love & Peace-Generation endgültig zu vereinnahmen bzw. zu entschärfen oder treten sie verspätet doch noch ihren Siegeszug selbst in einem der Zentren der globalen Finanzindustrie an? Um die Deutsche Bank soll es allerdings wirtschaftlich nicht besonders gut stehen, wie man hört, aber das wäre wieder ein anderes Thema.Die Ausstellung wurde ursprünglich vom Fine Arts Museum in San Francisco konzipiert, wo sie bereits 2017 zum 50jährigen Jubiläum des summer of love zu sehen war. Zu diesem Anlaß ist ein umfangreicher Katalog in englischer Sprache erschienen, der auch in der Berliner Ausstellung auslag und zum Blättern, Stöbern und Schmökern einlud. Man findet darin einen Großteil der oben erwähnten Ausstellungsexponate, Illustrationen und alle weiteren „Erinnerungsanker" einer untergegangenen Zeit abgebildet, deren Impulse weit in spätere Jugend- und Subkulturen ausstrahlten. Der Band ist außerdem angereichert mit Essays und erklärenden Hintergrundtexten, so daß man insgesamt eine so inspirierende wie kompakte Übersicht über die damaligen Geschehnisse in den Händen hält, als kleiner Ersatz für all jene, die die Ausstellung verpasst haben, wie auch ein Leser in einem Kommentar auf Amazon andeutet:„It was unfortunate that I couldn't make it there in 2017 and consequently I missed this exhibition. This volume makes me realise what a great exhibition it must have been. It has to be one of the best all round books on the Summer of Love. I don't think that there is anything new in it for "students" of the period but it does bring together a huge amount of information in one volume. It has given me many hours of browsing and I am sure will continue to do so."University of California Press, Illustrated Edition, Juni 2017 erschienen, in englischer Sprache, 344 Seiten, 32,51 Euro.
Im Frühling 2016 erschien das neue Buch von Schauspieler, Regisseur und Schriftsteller Gerhard Haase-Hindenberg 'Die enthemmten Deutschen - Von der neuen Lust am Sex', der zuvor schon mit einer Studie über die erotischen Phantasien der Deutschen Aufsehen erregt hatte ('Sex im Kopf', 2014). In dieser Zeit stellte der Autor sein aktuelles Werk im Rahmen einer gutbesuchten Lesung auch im KitKatClub vor, bei der einige der von ihm im Buch porträtierten Personen auf die Bühne kamen, um von sich selbst, ihrer Arbeit oder ihren erotischen Neigungen zu erzählen:„Menschen verabreden sich in Clubs oder auf Autobahnraststätten mit Gleichgesinnten zum anonymen Sex, biedere Paare veröffentlichen erotische Video-Clips auf einschlägigen Pornoseiten – dank des Internets kein Problem. Die ständige Verfügbarkeit von Pornografie bleibt jedoch nicht folgenlos: Fetische werden zum Massenphänomen und BDSM zum Megatrend. Gerhard Haase-Hindenberg sucht das Gespräch mit Menschen, die ihre unterschiedlichen erotischen Interessen aktiv ausleben. Er trifft sie auf Gangbang- und Wifeshare-Partys, bei Petplay-Treffen, beim Parkplatz-Sex und zeichnet das Bild einer zunehmend enthemmten Gesellschaft, deren Schamgrenzen sich mehr und mehr verschieben." (Verlagstext)Das Buch hat 400 Seiten, ist im Rowohl-Verlag erschienen und kostet 14,99 Euro. Es enthält übrigens auch ein launiges Kapitel über den KitKatClub selbst, allerdings in Parallelmontage mit dem Porträt des Hamburger Fetisch-Clubs Catonium, wobei nicht ganz klar wird, warum der Autor sich zu dieser Gegenüberstellung entschieden hat.Mit Klick auf den Titel gelangt man zu einem entsprechenden Eintrag im KitKat-Pressespiegel, der zwei Interviews mit dem Autor, einen B.Z.-Bericht zur Lesung und einen Link zu seinem Buch 'Sex im Kopf' anbietet. Außerdem sind alle hier unten in dieser Sammelbesprechung noch weiter folgenden Bücher ebenfalls dort verlinkt.SEXUELLE DEVIANZ AM BEISPIEL VON BDSM...„Diese wissenschaftliche Arbeit beleuchtet die Grenzen zwischen sexueller Devianz und Kriminalität innerhalb der BDSM/Fetisch Szene und in diesem Zusammenhang ob diese Grenze überschritten wird. Ebenso wird sich mit dem Informationsstand der hessischen Polizeibeamten_innen bzgl. BDSM/Fetisch beschäftigt. Sind die Polizeibeamten_innen des Landes Hessen in Bezug auf BDSM/Fetisch ausreichend aus- und fortgebildet? Eine weitere Themenstellung dieser Arbeit ist die Frage, ob sich BDSMler_innen/Fetischisten_innen in der heutigen Gesellschaft benachteiligt fühlen bzw. sich Benachteiligungen ausgesetzt sehen. Inwiefern werden solche sexuellen Präferenzen vom Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz geschützt?" (Verlagstext)Das Buch 'Sexuelle Devianz am Beispiel von BDSM sowie Fetisch und deren Bedeutung für die polizeiliche Praxis' ist in der „Schriftenreihe Polizeiwissenschaftliche Analysen" erschienen und baut auf zwei empirischen Befragungen mit über 2000 Interviews auf, die sowohl in der BDSM-Szene als auch innerhalb der hessischen Polizei geführt wurden. Eine erhellende Stellungnahme des Autors der Studie findet sich in einem entsprechenden Eintrag der SM-Nachrichten im KitKat-Pressespiegel, klick den Link! Man beachte allerdings auch die kritischen Anmerkungen zur empirischen Methodik von einer der beiden Leserrezensenten beim Buchversender Amazon.Im Frühjahr 2016 im Verlag für Polizeiwissenschaft erschienen, 267 Seiten, 29,90 Euro.Nina Wagner: FUCKING GOOD„Tinder, Berliner Clubs und Polyamorie: Nina Wagner erzählt in ihrem Buch "Fucking Good" von erotischen Abenteuern und ihrem Weg der sexuellen Erkenntnis." (tip-Magazin) Die Berliner Autorin, Türsteherin und Bloggerin gibt im Interview des Berliner tip-Magazins vertiefte Auskünfte über ihr im Herbst 2015 erschienenes Buch, ihre gewonnenen Einsichten und ihre Online-Dating Erfahrungen: „tip: Würden Sie sagen, dass Ihr Buch ein Plädoyer für das Single-Dasein ist? Nina Wagner: Eher ein Plädoyer dafür, dass man das machen soll, worauf man Lust hat, was man ausprobieren will und dass man sich fragen sollte, ob man in der Form, in der man aktuell lebt, auch glücklich ist. Damit will ich nicht sagen, dass jeder als Single oder polygam leben soll, aber man sollte einfach öfter mal über den Tellerrand schauen und erlernte und eingeschliffene Muster hinterfragen."Knaur-Taschenbuch, 224 Seiten, 9,99 Euro.Detlef Siegfried: MODERNE LÜSTEDer Sexual- und Patriarchatsforscher Ernest Bornemann, der auch als Jazzkritiker und Fernsehjournalist Karriere machte, war in den 70er und 80er Jahren als Wissenschaftler, Kolumnist und Aufklärer eine engagierte und bekannte Stimme in den öffentlichen Debatten um Sexualität und Erotik. Heute ist er dagegen weitgehend vergessen. Der Historiker Detlef Siegfried hat nun eine Biographie über ihn vorgelegt, die er im Frühling 2015 auch im Berliner taz-Café vorstellte. Bornemann wäre am 12. April 2015 100 Jahre alt geworden. Der Link führt zunächst in den KitKat-Pressespiegel, der zwei Artikel zu diesem Anlaß auflistet.Wallenstein-Verlag, 455 Seiten, 29,90 Euro.SEX - DIE GANZE WAHRHEIT!?Eine Sammelbesprechung in der Januar-Ausgabe 2015 der Zeitschrift Psychologie heute stellte drei neuere Bücher vor, die das menschliche Sexualleben in all ihren Facetten beleuchten: 'Sex - Die ganze Wahrheit' des spanischen Biochemikers und Wissenschaftsjournalisten Pere Estupina, der eine multidisziplinäre und bio-psychosoziale Herangehensweise verfolgt, kommt dabei nicht besonders gut weg und wird als „oberflächliches, ignorantes und geschwätziges Buch" abgekanzelt. Der von Agatha Merk herausgegebene Sammelband 'Cybersex' untersucht insbesondere die Wirkung von Internetpornografie aus psychoanalytischer Sicht, wobei die Rezensentin u.a. eine Antwort auf die Frage vermisst, warum Frauen in der Regel weniger Pornografie konsumieren als Männer. In 'Lust und Freiheit' schließlich des britischen Historikers Faramerz Dabhoiwala geht es um eine frühe sexuelle Revolution im England des 18. Jahrhunderts, die allerdings weitgehend auf Mitglieder der privilegierten Oberschicht beschränkt blieb: „Sex ist eine universelle menschliche Praxis - eine Banalität, könnte man meinen. Doch der Umgang mit und die Bedeutung von Sexualität ist kulturell sehr verschieden - dies veranschaulichen alle drei Bücher." Auch interessant: eine weitere Buchbesprechung zu einem Sammelband ebenfalls aus psychoanalytischer Sicht, diesmal zum Mythos Marilyn Monroe, dem vermutlich bedeutendsten Sexsymbol der westlichen Kultur im 20. Jahrhundert.EXPLIZIT! NEUE PERSPEKTIVEN ZU PORNOGRAPHIE UND GESELLSCHAFT„Raus aus der Schmuddelecke: zum Wandel der Pornographie." Eine Buchbesprechung schon in der September-Ausgabe 2014 des linken Politmagazins konkret stellte den Sammelband 'Explizit! Neue Perspektiven zu Pornographie und Gesellschaft' vor, der 2014 im Verlag Bertz und Fischer erschienen ist: „Daß auf Grundlage moralischer Empörung unliebsame mediale Darstellungsformen nötigenfalls auch mittels totaler Zensur verhindert werden, ist in einem „body genre" wie dem Pornofilm nichts Neues. Bereits 2010 veröffentlichte Bertz und Fischer, die wichtigste Adresse für kluge deutschsprachige Filmliteratur, den Reader 'Sex und Subversion. Pornofilme jenseits des Mainstreams'. Das Buch ist sowohl eine Kraftdemonstration der interdisziplinär fundierten, in Deutschland sich erst langsam formierenden „porn studies" als auch eine Reise ins Reich der Möglichkeiten des Pornofilms - eine Bestandsaufnahme pornographischer Vielfalt.Dieser Tage wird es thematisch ergänzt durch die auf eine Vortragstätigkeit zurückgehende Aufsatzsammlung 'Explizit! Neue Perspektiven zu Pornographie und Gesellschaft'. Zur vormals eher spezifischen Sicht auf Film gesellt sich nun der allgemeinere Ansatz, Pornographie auch gesellschaftsanalytisch zu fassen. „Sie ist eine mächtige ökonomische, mediale und juristische Kategorie. Ihre Bedeutungsproduktion ist untrennbar mit gesellschaftlichen, politischen und historischen Entwicklungen verknüpft", heißt es im Vorwort der Mitherausgeberin Lisa Andersgassen." (konkret-Text)Ulrike Heider: VÖGELN IST SCHÖNEin rund sechseinhalb Minuten langer Beitrag vom 18. Juli der 3Sat-Sendung Kulturzeit stellte unter der Überschrift „Lustvoll naiv" das Buch der Publizistin Ulrike Heider „Vögeln ist schön" vor: „Im Deutschland Anfang der 1960er wird erst geheiratet, dann kommen die Kinder. Über Sex spricht man nicht. Ulrike Heider erinnert sich in ihrem Buch "Vögeln ist schön" daran, wie die sexuelle Revolution das veränderte." (3Sat-Text) Der Link führt zunächst in den KitKat-Pressespiegel zu älteren Besprechungen des Buches plus einem Interview mit der Autorin.Frühling 2014 im RotbuchVerlag erschienen, 256 Seiten, 7,99 Euro in der Kindle-Ausgabe.Stephan Niederwieser: BONDAGE-FIBEL. EINE FESSELNDE EINFÜHRUNG"Bondage für jedermann: Gelassen und lustbetont vermittelt Stephan Niederwiesers Bondage-Fibel alles, was ein Fessel-Neuling wissen muss, und hält auch für Fortgeschrittene viele Anregungen bereit. Von einer Übersicht der wichtigsten Hilfsmittel und Toys über eine kleine Knotenkunde bis hin zu Tipps zum sicheren Verschnüren versammelt diese Einführung das notwendige Rüstzeug, um sich ohne Hemmungen fallen zu lassen und so den ultimativen Kick zu erleben." (Verlagstext) Niederwiesers im Herbst 2013 erschienene Bondage-Fibel ist dabei vor allem, wie schon der Untertitel des Buches verspricht, "eine fesselnde Einführung" für Neulinge ins Reich der leidenschaftlichen Fesselkunst. Das Buch ist allerdings primär für schwule Männer geschrieben und enthält dementsprechend ausschließlich Abbildungen mit männlichen Modellen. Maßgebliches Standardwerk auf diesem Gebiet bleibt aber weiterhin 'Das Bondage-Handbuch: Anleitung zum einvernehmlichen Fesseln' von Matthias T. J. Grimme, dem Herausgeber der 'Schlagzeilen'. Der Link führt zunächst in den KitKat-Pressespiegel zu einer Kurzbesprechung der Bondage-Fibel auf queer.de. Ein Kontextlink verweist dagegen auf die Arte-Sendung Tracks vom 12.10.13, die u.a. ein Porträt der japanischen Bondage-Ikone Naomi Tani brachte (aber auch einen Beitrag über die Pornodarstellerin, -regisseurin und -produzentin im Bereich des "alt porn" Joanna Angel).208 Seiten in der Print-Version, Kindle-Ausgabe, 7,99 Euro.
Der Ort: Berlin-Kreuzberg. Die Zeit: die zweite Hälfte der 90er Jahre. Dies sind die frühen Abenteuer des Raumschiffs KitKatClub auf seinem Weg durch die Weiten des sexuellen Universums. Aufgezeichnet von Navigator Vigor Calma, genannt "Der Träumer". Der Leser erfährt zunächst etwas von einigen Sternenreisen des Träumers als blosser Passagier, der seinem irdischen Jammertal entfliehen möchte. Schon bald erkennt die erotische Sternenflotte aber sein Talent als Konstrukteur präziser Sternenkarten, die die Orientierung im Kosmos der Perversionen erleichtern und beschäftigt ihn daher als einen der Navigatoren des Clubs. In dieser Eigenschaft nimmt er fortan teil an vielen großen Expeditionen, erlebt bizarre Abenteuer und begegnet einer Vielzahl von irdischen wie außerirdischen Kreaturen mit ihren fantasievollen Gewändern, exotischen Paarungsritualen und verführerischen wie gefährlichen Stimulanzien. Von denen kostet er ausgiebig, auch wenn sich diesbezüglich im Laufe der Jahre eine gewisse Ernüchterung einstellt.Einen breiten Raum nehmen vor allem seine vielen Beschreibungen weiblicher Crewmitglieder und Passagiere ein, wie z.B. von Captain Fiona oder von Abaka vom Planeten Magma, aber ebenso seine verschiedenen Romanzen und Liebschaften insbesondere mit Psyche vom Planeten Trübsal und mit Fähnrich Lucy vom Planeten Hedon, die später zu einer der Offiziere im Maschinenraum befördert wird. Doch auch männliche Kollegen, Gefährten und natürlich Captain Thier werden ausgiebig gewürdigt. Inspiriert durch seine Erlebnisse steht aber die immer weitere Entwicklung und Vervollkommnung seines künstlerischen Talents im Vordergrund, wodurch wiederum das Sternenschiff immer exakter seinen Kurs halten kann - eine wechselseitige Erfolgsgeschichte par excellence. Auch sein Talent als Chronist ist beachtlich: von kleineren Schludrigkeiten abgesehen, die er sich als Sternenkartenzeichner sicher nicht hätte durchgehen lassen - der Lektor der Sternenflottenakademie hatte wohl gerade keine Zeit - liefert der Träumer durchweg einen so einprägsamen wie sinnlich-intensiven Bericht über seine Seelenreise, der mit erhellenden Einsichten, mit Witz und Selbstironie aber auch mit einer eigensinnigen und radikal subjektiven Wahrheitssuche angereichert ist. Der für den unvorbereiteten Leser erstaunlichste Punkt ist dabei der zentrale Umstand, daß es sich bei all dem keineswegs um einen pornographischen Fantasy-Roman handelt - auch wenn sich seine Logbucheintragungen über weite Strecken wie ein Roman lesen - sondern wirklich und wahrhaftig um eine Tatsachenbeschreibung realer Ereignisse und persönlicher Erlebnisse! Damit hat sein Bericht auch Wert für Reisende an Bord des heutigen KitKatClubs, denn die können etwas über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen einstigen und aktuellen Expeditionen zu den Sternen erfahren. Ganz neue Passagiere erhalten einen ungefähren ersten Ausblick, was sie in den kosmischen Tiefen der Lüste erwartet und schließlich ist er hilfreich auch noch für Historiker späterer Zeitalter und ferner Galaxien, wenn sie denn einst die Anfänge der erotischen Sternenflotte studieren und ergründen wollen."Ich saugte den Laden in mich auf. Ein Prozess von dem ich glaubte, er würde ein paar Minuten dauern. Es sollten Jahre werden." (S. 15)Anmerkung Januar 2021: Das Buch von Vigor Calma ist in verschiedenen Verlagen, zu verschiedenen Anlässen und unter verschiedenen Titeln erschienen, so 2014 zum zwanzigjährigen Jubiläum des Clubs unter 'KitKatClub Berlin: Freiheit, Liebe und Sex - Eine wahre Geschichte' und in jüngerer Zeit unter 'Rausch in Berlin', das auch die Erlebnisse des Träumers im neuen Jahrtausend und an einem anderen Ort weitererzählt. Diese Fortsetzung wurde 2016 auch schon separat unter 'Sog in Berlin' veröffentlicht. Der obige Text entstand 2012 zur mutmaßlich ersten Version des Buches, die eben den lapidaren Titel 'Der Club' trägt.
Das Interesse am künstlerischen Werk von Gustav Klimt (1862-1918) ist ungebrochen, wie auch die überwältigende Resonanz anlässlich seines 150. Geburtstags zeigte, der im Juli 2012 gefeiert wurde. Klimt gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des Wiener Jugendstils, auch „Wiener Secession" genannt, der schon zu Lebzeiten stark polarisierte und die Gemüter erregte, nicht zuletzt durch seine erotischen Gemälde und Zeichnungen aber auch durch einen entsprechenden Lebensstil:„Den einen galt er als Modernist mit verdächtig losem Lebenswandel, den anderen wiederum als zu sehr in der malerischen Tradition verhaftet. Seine Gemälde und Zeichnungen polarisierten nicht nur die Kunstszene, sondern auch die Presse und damit die Öffentlichkeit. "Ist Klimt ein Genie oder ein erotomaner Scharlatan?" war eine Frage, die damals in Wiens Kaffeehäusern, Redaktionen und Salons genussvoll debattiert wurde." (Verlagstext)Kennzeichnend für seinen Stil sind u.a. die allegorische Verwendung der „Nuda Veritas", der „nackten Wahrheit", in einigen seiner Bilder, zum anderen die auffällig schimmernden Goldhintergründe in vielen seiner Werke, die an japanische Traditionen erinnern: „Die auffällige Verdichtung und flächige Wirkung zahlreicher Landschaftsbilder erreichte Klimt dadurch, dass er sich mittels Fernrohr ausgewählte entfernte Landschaftsausschnitte nah heranholte. Das Porträt Adele Bloch-Bauer I gehört mit einem Erlös von 135 Millionen US-Dollar zu den am teuersten verkauften Gemälden der Welt." (Wikipedia)Der 150. Geburtstag war nun auch der Anlaß für den Taschen Verlag, ein monumentales Buch auf den Markt zu bringen, das großformatig, in exzellenter Druckqualität und mit vielen herausklappbaren Seiten sämtliche Gemälde von Klimt versammelt - zu stolzem Preis, der aber angesichts des Umfangs (652 Seiten), der technischen Qualität und weiterer Beigaben völlig gerechtfertigt erscheint. Die bestehen u.a. in einer ganzen Reihe von Essays verschiedener Kunstexperten, die z.B. die zeitgenössischen Reaktionen auf Klimts Werk untersuchen, seine Darstellung der Frau analysieren oder seine Hinwendung zur Landschaftsmalerei in der zweiten Lebenshälfte erläutern. Der Künstler selbst und seine Zeitgenossen kommen ausführlich zu Wort und so ist beinahe die gesamte Korrespondenz von Klimt ebenfalls hier abgedruckt. Außerdem läßt sich in zahlreichen Detailausschnitten seine Pinselführung genauer studieren.Der Herausgeber Tobias G. Natter war u.a. Kurator an der Neuen Galerie New York, von 2006 bis 2011 Leiter des Vorarlberger Landesmuseums in Bregenz und von 2011 bis 2013 Direktor des Leopold Museums in Wien. Durch diese Funktionen, durch die Konzeption und Organisation von einschlägigen Ausstellungen und durch eine entsprechende umfangreiche Publikationstätigkeit hat er sich einen Namen als weltweit anerkannter Experte für die Wiener Kunst der Jahrhundertwende gemacht.Taschen Verlag, Hardcover mit Ausklappern, 29 x 39,5 cm, 652 Seiten, 150,00 Euro, Oktober 2012.PS: Siehe auch den im Juni 2015 in den deutschen Kinos angelaufenen -umstrittenen - Spielfilm 'Die Frau in Gold' mit Helen Mirren, Daniel Brühl, Ryan Reynolds und Moritz Bleibtreu in den Hauptrollen, der die wechselhafte Geschichte bzw. den juristischen Streit um das oben erwähnte Porträt Adele Bloch-Bauer I, auch genannt „die goldene Adele", zum Inhalt hat.
Selbst heute noch scheinen Orgasmusprobleme von Frauen endemisch zu sein. Falls entsprechende Umfragen, Statistiken und Auskünfte von Sexualwissenschaftlern nicht trügen oder auf medial verstärkter selektiver Wahrnehmung bzw. Legendenbildung beruhen, stellt sich die grundsätzliche Frage, warum "der kleine Tod" für Frauen bedrohlicher sein soll als für Männer. Liegt es an einer anderen Biologie, also an körperlichen bzw. genetischen oder physiologischen Faktoren? Haben Frauen daher aus natürlichen Gründen weniger Lust auf Sex? Oder führt die weibliche Biologie "nur" zu einer gegenüber der des Mannes verzögerten Erregungskurve? Kommen Männer also "zu früh"? Wirken archaische Ängste von Tausenden von Generationen nach bezüglich der existentiellen Risiken von Schwangerschaften? Sind Frauen generell ängstlicher und haben dadurch mehr Probleme mit dem lustvollen Kontrollverlust? Geben sie dem Sex allgemein und dem Orgasmus speziell eine zu geringe Bedeutung oder Aufmerksamkeit, reden sie zuwenig darüber, sind sie weniger in ihrem Körper verwurzelt? Ist Jahrtausende alte männliche Unterdrückung Schuld? Sind Männer zu unsensibel oder ungeschickt? Liegt es an den Folgen traditionell religiöser Prägung, weiblicher Sozialisation und weiblicher Rollenmodelle oder ähnlichen soziokulturellen Faktoren?? Oder ist es die Folge von übermässigem Konsum von Liebesromanen und kitschig-romantischer Vorabendserien, die den sexuellen Akt ätherisch verklären - Saxofon-Musik! - und damit völlig entkörperlichen???...Fragen über Fragen, die an dieser Stelle offen bleiben müssen, es darf aber vermutet werden, daß eine komplizierte Mischung aus biologischen, kulturellen und individualpsychologischen Ursachen vorliegt. Sicher ist aber, daß die in diesem Band aus dem Taschen-Verlag abgebildeten Frauen genau wissen, wie sich ein Orgasmus anfühlt, denn Fotograph Will Santillo hat sie alle just in jenem Moment abgelichtet, als sie ihren durch Masturbation ausgelösten Höhepunkt erreichten! "Wenn der Orgasmus der kleine Tod ist, ist dann Masturbation der kleine Selbstmord?" lautet dazu die geistreiche Eingangsfrage auf der Verlagshomepage, die indirekt auch eine gängige sexualtherapeutische Einstiegsstrategie bei weiblicher Anorgasmie - nämlich die systematische Erforschung der eigenen Körperreaktionen, das Hineinsteigern in erotische Phantasien und die gezielte Einübung der Selbstbefriedigung - mit einem überraschenden Zusatzakzent versieht.Der Bildband mit den Schwarzweiß-Fotos versammelt dabei ein ganzes Spektrum unterschiedlicher Frauentypen: "junge und alte, dünne und dicke, makellos schöne und solche, die sich erst durch sein Objektiv betrachtet als schön entpuppten." (Verlagstext) Ergänzt werden die Bilder durch Interviews, die Herausgeberin Dian Hanson ('The Big Penis Book' etc.) mit 37 Frauen führte und in denen dem Leser Einblicke in intime Gefühlswelten gewährt werden: "Die Porträtierten sprechen offen darüber, wie sie ihre Hemmungen überwanden und ihrer exhibitionistischen Seite freien Lauf ließen, um vor einem Fremden mit Kamera zum Höhepunkt zu kommen." Für Fotograph Santillo ist die Masturbation in gewisser Weise ein intimerer Akt als andere Sexspielarten, da sie normalerweise im höchst privaten Rahmen stattfindet. Er betrachtete es daher als besondere Herausforderung, diese Intimität und die Schönheit des Geschehens fotographisch einzufangen: "Santillo wollte das verborgene Antlitz seiner Modelle zeigen. Und tatsächlich sind es die Gesichter, die in diesen kunstvollen Fotos die Intensität der Gefühle am eindrucksvollsten widerspiegeln."Taschen Verlag, Hardcover 20,4 x 28,9 cm, 208 Seiten, mehrsprachig, April 2011, 29,90 Euro.
Helmut Newton gilt als einer der einflussreichsten - aber auch umstrittensten - Mode- und Erotikfotographen des 20. Jahrhunderts. Der 1920 geborene Australier deutsch-jüdischer Herkunft kam im Januar 2004 bei einem Autounfall in Los Angeles ums Leben. Noch zu Lebzeiten gründete er die Helmut Newton Stiftung, die sich in wechselnden Ausstellungen im Berliner Museum für Fotographie in der Jebenstrasse direkt hinter dem Bahnhof Zoo seit Juni 2004 kontinuierlich seinem Werk und seinem künstlerischen Vermächtnis widmet.Helmut Newton hat lange Zeit auch für den Stern Titelbilder und Fotostrecken gestaltet. Diese Arbeit war insbesondere in den 70er-Jahren stilprägend und etwas besonderes, da der Stern damals die erste und einzige große Zeitschrift war, die seine Bilder druckte. Dementsprechend schwärmen Mitarbeiter des Magazins heute noch von dieser Zusammenarbeit. Seit Anfang März 2011 ist nun Ausgabe 63 der Edition stern Fotographie im Handel erhältlich, in der Highlights aus dieser langjährigen Kooperation versammelt sind! Auf über 90 Seiten findet man dort rund 60 Farb- und Schwarz-Weiß-Aufnahmen, bei denen es sich teilweise um anderweitig bislang unveröffentlichtes Material handelt. (Mit Klick auf den Titel gelangt man zu einer Bildergalerie auf Stern-Online, die eine kleine Auswahl dieser Arbeiten präsentiert.) Außerdem führt eine ausführliche Einleitung zweisprachig in deutsch und englisch zu Hintergründen und zur Entstehungsgeschichte der ausgewählten Bilder ein.Aktuelle Presseberichte weisen darauf hin, daß die stern Fotographie Editionen einen hohen Sammlerwert besitzen und daher in der Vergangenheit oft schnell vergriffen waren. Wer sich also stärker für die Mode- und Kulturgeschichte bzw. für die Geschichte der erotischen Fotographie interessiert, sollte daher mit dem Kauf nicht zu lange warten. Im Gegensatz zu Newtons legendärer und ultimativer 'Sumo'-Kunstmonographie - "dem teuersten Buch des 20. Jahrhunderts" - die selbst in der verkleinerten Volksausgabe des Taschen-Verlags noch 100,00 Euro kostet, ist der Stern-Sonderband immerhin auch deutlich erschwinglicher.Teneues Verlag, 96 Seiten, Großformat, gebundene Ausgabe, 18,00 Euro.
Ende des 19. Jahrhunderts erschütterte ein Sex-Skandal das wilhelminische Deutschland. Im Jahre 1891 veranstalteten hochrangige Adlige aus dem direkten Umfeld von Kaiser Wilhelm d. 2. eine Gruppensexparty im Berliner Jagdschloss Grunewald, bei der es zu exzessiven Ausschweifungen kam, die absolut das damals herrschende Sittengesetz brachen: Frauen hatten Sex mit anderen Männern, Männer mit fremden Frauen, manche Frauen vergnügten sich gleichzeitig mit mehreren Liebhabern oder gaben lesbischen Neigungen nach, Männer hatten Sex untereinander und ähnliches mehr. Mit anderen Worten: es ging zu wie jede Samstagnacht im KitKatClub, nur dass die Anzahl der Hofräte, Gräfinnen und Herzöge im Club ein wenig geringer ist. Zwar galt absolute Geheimhaltung und Diskretion doch pikante Details dieses Abends gerieten auf Umwegen an die sogleich empörte Öffentlichkeit. Erpressung war im Spiel, es kam zu allerlei Verdächtigungen und schliesslich gar zu Duellen, die die Ehre eines der mutmasslich Beteiligten wiederherstellen sollte. Diese Duelle hatten wiederum ein politisches Nachspiel, wodurch selbst der Kaiser zum Eingreifen gezwungen wurde...Über all das hat der renommierte Historiker Wolfgang Wippermann, Professor an der Freien Universität Berlin, der sonst für seine Studien zur Ideologiegeschichte des Faschismus und des Kommunismus bekannt ist, nun ein Buch veröffentlicht, das die genaueren Umstände des weithin vergessenen Vorfalls rekonstruiert und ihn gleichzeitig in die Kultur- und Moralgeschichte einordnet. Leitfaden seiner Untersuchung ist dabei die Frage, wer von den möglichen Personen tatsächlich das Stillschweigen gebrochen und damit den öffentlichen Skandal ausgelöst hatte, und in dieser Hinsicht liest sich seine Darstellung wie ein spannender wissenschaftlicher Kriminalroman. Auf einer kulturhistorischen und analytischen Ebene dagegen nimmt Wippermann das Ereignis zum Anlass, die Veränderungen des männlichen Ehrbegriffs und der Männlichkeitsvorstellungen überhaupt im Ausgang des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts nachzuzeichnen. Dabei gehen in seinem Buch aufklärerische Aspekte zur Sexualgeschichte und Unterhaltungsmomente trotz einiger detailverliebter Längen eine weithin gelungene Synthese ein, die die Lektüre insgesamt zu einer kurzweiligeren Angelegenheit machen.Das ganze ist auf jeden Fall auch ein gutes und geradezu verblüffendes Beispiel für die sonst eher weniger beachteten Zusammenhänge zwischen Sexualmoral, materiellem Wohlstand und politischer Macht, verblüffend deshalb, weil man erotische Lustbarkeiten und sexuelle Libertinage überall woanders erwartet nur nicht ausgerechnet im Umfeld des wilhelminischen Kaiserhofs. Dies ist nicht einfach nur blosser Ausdruck altbekannter Doppelmoral, wie sich der Adel auf sexuellem Gebiet ja schon immer besondere Freiheiten herausgenommen hat, sondern weist auch auf die viel grundlegendere Tatsache hin, dass sich sexuelle Bedürfnisse bzw. eine erotische Kultur erst auf dem Boden materieller Luxurierung und allgemeiner Daseinsabsicherung richtig entfalten können. Eine asketisch-restriktive Sexualmoral, wie sie traditionell insbesondere im Christentum bzw. im Katholizismus aber auch im islamischen Fundamentalismus bis heute vorliegt, verwaltet letztlich den Hunger, die Armut, den grundlegenden Mangel an allem lebensnotwendigen auf einer geistigen Sinn- und Orientierungsebene, der sich ohne sichere Verhütungsmöglichkeiten sogar noch dramatisch verschärft, wenn eine wachsende Familie und stetig steigende Kinderzahl ernährt und versorgt werden muß. Umgekehrt lassen sich die sexuellen Revolutionen nach dem 2. Weltkrieg bis hin zur Entstehung einer kulturellen Institution wie des KitKatClubs als zeitversetzte Folgen verschiedener Wohlstandsschübe interpretieren, die im Zusammenspiel mit der Jahrhunderterfindung der Pille diese alte und repressive Sexualmoral obsolet werden liess! Zeitversetzt sind diese Folgen deswegen, weil sich sexuelle Verhaltensweisen, Normen und Werte meist in der Kindheit und Jugend formieren und später nur noch langsam oder unter Ausnahmebedingungen verändern, obwohl ihre Notwendigkeit "eigentlich" gar nicht mehr besteht. Daher kommt es zu allen möglichen Formen sozialer Ungleichzeitigkeit, d.h. zur gleichzeitigen spannungsgeladenen Existenz unvereinbarer Wertvorstellungen und Handlungsorientierungen verschiedener sozialer Gruppen, Schichten oder Generationen. Von einer solchen Ungleichzeitigkeit waren letztlich auch schon der Adel und der Kaiserhof des wilhelminischen Deutschlands geprägt. Einerseits besassen seine Mitglieder natürlich in vielfältigster Hinsicht besondere Privilegien, andererseits waren ihre Lebensumstände ganz und gar nicht repräsentativ für die elenden oder kargen Lebensbedingungen der meisten Deutschen Ende des 19. Jahrhunderts. Daher mussten selbst sie sich zumindest nach außen hin und zum blossen Schein noch sehr viel konservativeren Normen unterwerfen, auch wenn sie sexuelle und moralische Vorstellungen, die seit uralten Zeiten das Zusammenleben der Menschen geregelt hatten, in ihren geheimen und privaten Zirkeln längst schon hinter sich liessen...Primus-Verlag, August 2010, gebundene Ausgabe, 167 Seiten, 19,90 Euro.
Die 1952 geborene französische Fotographin Bettina Rheims legt nach 'Shanghai' aus dem Jahr 2004 mit 'Rose c'est Paris' einen weiteren Bildband vor, der sich thematisch mit einer Stadt - und diesmal mit ihrer Heimatstadt - verbindet. Und wieder zeichnet dabei Serge Bramly, einer ihrer Ex-Ehemänner, als Co-Autor mitverantwortlich, mit dem sie eine langjährige Freundschafts- und Arbeitsbeziehung verbindet. Bettina Rheims wird von vielen als die bedeutendste Erotikfotographin der Gegenwart angesehen. Ihr erster Bildband 'Female Trouble' erschien bereits 1992, während sie insbesondere mit dem Band 'Chambre Close' aus dem Folgejahr eine breite internationale Aufmerksamkeit erfuhr. Rheims Vorliebe und Faszination für den weiblichen Körper oder die Art ihrer Inszenierungen, in denen Frauen nicht selten als so verführerische wie selbstbewußte Lustobjekte dargestellt werden, wurden oft mit Helmut Newton verglichen und provozierten dementsprechend einen ähnlichen Dauerkonflikt mit bestimmten Abteilungen des modernen Feminismus. Zu ihren Arbeiten gehören aber auch Porträts prominenter Persönlichkeiten, Aufträge für Plattencover oder die Werbung oder z.B. die aufsehenerregende und umstrittene Fotoserie I.N.R.I. aus dem Jahr 1999, wo sie in 200 Bildern Szenen aus dem Leben Jesu Christi nachstellte.In ihrem neuesten Werk 'Rose c'est Paris' inszeniert sie ihre Heimatstadt als einen geheimnisvollen Ort rätselhafter Erotik, an dem sich eine surreale Geschichte abspielt. Es geht um zwei Zwillingssschwestern, die nur B und R genannt werden und von denen eine entführt worden ist, während die andere sich auf die Suche nach ihr macht. An verschiedenen Orten von Paris, in den Strassen und Plätzen, in Cafés und Museen, in stillgelegten Fabrikhallen oder mondänen Hotels begegnet man wunderschönen Frauen, die u.a. von so bekannten Modells oder Schauspielerinnen wie Michelle Yeoh, Naomi Campbell, Charlotte Rampling oder Monica Bellucci verkörpert werden. Da zum Fotoband aber auch eine 138-minütige DVD plus weitere Objekte in einem Koffer gehören, kann man das Ausgangsszenario auch als eine Art erotisch-mysteriösen Kriminalfilm oder angeleiteten Tagtraum ansehen und rezipieren. Der herausgebende Taschen-Verlag charakterisiert das Gesamtkunstwerk dagegen so: "Rose, c'est Paris ist ein vielschichtiges Werk des poetischen Symbolismus und zeigt eine Stadt der surrealistischen Visionen, der Identitätsverwirrungen, der Obsessionen, der Fetische und des brodelnden Begehrens."...Das ganze ist erhältlich in einer limitierten und nummerierten, von Bettina Rheims und Serge Bramly signierten Collector's Edition von 1.500 Exemplaren im XL-Format. Zusätzlich gibt es zwei Art-Editionen von je 100 Exemplaren mit einem ebenfalls nummerierten und signierten Originalabzug. Ein Exemplar der Collector's Edition kostet dabei inclusive DVD plus weiterer Objekte sage und schreibe 750,00 Euro und ist damit leider nur für absolute Liebhaber der erotischen Fotographie oder für Investoren auf der Suche nach Kunstanlagen interessant bzw. erschwinglich.Taschen Verlag, gebundene Ausgabe in deutscher Sprache, 336 Seiten, Juni 2010, 750,00 Euro.
Der 1929 in Österreich geborene Eric Kandel erhielt im Jahre 2000 den Nobelpreis für Medizin für seine Studien auf dem Gebiet der Neurowissenschaft. Sein Spezialgebiet war die jahrzehntelange Erforschung der Signalübertragungswege im Gehirn und dabei insbesondere der biologischen Mechanismen, die unserem Erinnerungsvermögen und dem Phänomen des Lernens zu Grunde liegen. Als Hauptstudienobjekt für diese Arbeit verwendete er dabei eine besondere Meeresschneckenart, die sogenannte "Aplysia californica", auch Kalifornischer Seehase genannt, da sich bei ihr die synaptischen Verbindungen und neuronalen Reaktionen besonders gut untersuchen lassen.Der jüdisch-stämmige Kandel musste 1939 nach dem Anschluß Österreichs durch die Nationalsozialisten mit seiner Familie in die USA emigrieren, wo er 1945 die amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt. Schon immer an allen Fragen interessiert, die sich mit dem menschlichen Bewußtsein beschäftigen, wollte er ursprünglich eigentlich Psychiater bzw. Psychoanalytiker werden. Durch verschiedene persönliche Umstände aber auch durch die grundlegende Einsicht, von der schon Sigmund Freud selbst ausging, daß sich alle geistigen Phänomene letztlich auch in der materiellen Struktur und Funktion des Gehirns niederschlagen müssen, wendete er sich aber schließlich der neurowissenschaftlichen Grundlagenforschung zu. Mit 'Auf der Suche nach dem Gedächtnis', das schon 2006 auf Deutsch erschienen ist, aber seit Sommer 2009 auch als preiswertes Taschenbuch vorliegt, erhalten wir somit eine lebendig geschriebene und nur gelegentlich etwas zu detaillierte Einführung in neuere Erkenntnisse der Hirnforschung aus erster Hand und damit in eines der wichtigsten Forschungsgebiete des 21. Jahrhunderts! Das Buch liest sich für den wissenschaftlichen Laien vor allem deswegen mit Gewinn, da es eine unterhaltsame Mischung aus persönlicher Biographie und populärem Wissenschaftssachbuch darstellt, so als ob Kandel seine zentralen Forschungsfelder "Gedächtnis" und "Erinnerung" auch auf die Stationen seines persönlichen Lebensweges anwenden wollte. Dabei zeigt er eine ganze Menge Humor und Wiener Schmäh, wie man anlässlich seines letztjährigen Talk Show-Auftritts bei 'Beckmann' (zusammen mit Tina Turner) aber auch im gleichnamigen dokumentarischen Filmporträt über "den Rockstar der Neurowissenschaften" studieren konnte, das letzten Sommer in den Kinos lief.Professor Kandel hat sich seine Wertschätzung für die Psychoanalyse immer bewahrt, deren Kerneinsichten durch die neuesten Erkenntnisse der Hirnforschung schon seit längerem ein unerwartetes wenngleich modifiziertes comeback erleben, und so ist denn auch ein diesbezügliches Kapitel gegen Ende des Buches von besonderem Interesse. Mit Kandels Arbeiten liegt ein leider seltener Glücksfall von echter Interdisziplinarität vor, hier zwischen naturwissenschaftlicher Medizin und psychoanalytischer Theoriebildung, wobei allerdings sein wissenschaftliches Hauptinteresse an Fragen des Gedächtnisses naturgemäss einen mehr kognitiven Schwerpunkt aufweist, während das ganze Gebiet der Emotionen und insbesondere der Sexualität noch wenig Beachtung findet. Wie lange wird es wohl noch dauern, bis aber auch das theoretische Kernstück der klassischen Psychoanalyse eine neurobiologische (oder vielleicht auch evolutionspsychologische) Rehabilitierung erfährt?Goldmann-Verlag, Taschenbuch, 528 Seiten, Juli 2009, 10,95 Euro.
„Sie sind mit ihrem Look dem Zeitgeist immer einen Schritt voraus, sie provozieren mit Stilmix, verzaubern durch Eleganz, sind sexy, exzentrisch und glamourös – die Fashionistas setzen lieber Trends, als ihnen hinterherzulaufen. Was sie heute anziehen, hat morgen Kultstatus und wird hundertfach kopiert. Ganze Stilrichtungen sind nach ihnen benannt und ihr Look ist eine nie versiegende Inspirationsquelle." (Verlagstext)Der Bildband 'Fashionista' von Simone Werl gibt erstmals einen breiten Überblick über stilprägende Vorbilder, die die Entwicklung der weiblichen Mode in den letzten hundert Jahren nachhaltig beeinflusst haben. Die Autorin stellt insgesamt 50 Stilikonen vor, die sie in launige zehn Kategorien unterteilt. So werden etwa die „It-Girls" (Edie Sedgewick, Twiggy, Kate Moss...) von den Exzentrikern (Grace Jones, Björk...) unterschieden, die Ladys (Grace Kelly, Audrey Hepburn...) von den (Sex-)Bomben (Brigitte Bardot, Marilyn Monroe...) oder die Diven (Marlene Dietrich, Joan Crawford...) von den „Geradlinigen" (Coco Chanel, Katherine Hepburn, Jill Sander...) usw. Mega-Star Madonna bildet hier gleich eine eigene, wenngleich wenig überraschende aber völlig zutreffende Abteilung: „Das Chamäleon". Für eine jüngere und modehistorisch interessierte Generation dürften dabei insbesondere auch die Porträts von heute wenig bekannten bis vergessenen Modestars aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von Interesse sein, wie etwa von Luisa Casati, Louise Brooks oder Elsa Schiaparelli. Im Begleittext versucht Simone Werl dem Geheimnis bzw. dem gewissen Etwas der einzelnen Stilikonen auf den Grund zu kommen, die mit großformatigen Abbildungen präsentiert werden. Eine kleine Auswahl der Fotos findet man dagegen auf der Seite von STERN-Online, wenn man dem Link oben auf dem Titel folgt. (Nach einem umfassenden Relaunch der STERN-Seite führt der Link jetzt zu amazon.de.)Prestel-Verlag, März 2009, 176 Seiten, 150 farbige und 50 schwarz-weiß Abbildungen, Format 240 x 195mm, 29,95 Euro.
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